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Gute Beispiele

Alle drei nachfolgenden Beispiele für gute Kooperation von Schule und außerschulischen Partnern im Kontext von Medienbildung werden von unserem Autor Erich Benesch begleitet bzw. unterstützt. Wer nähere Informationen zu diesen Projekten wünscht, kann Kontakt aufnehmen per E-Mail: Erich.Beneschmobi-klickde.

Beispiel 1: Integrative Medienprojektarbeit mit einer "Willkommensklasse" bei WeTV
Beispiel 2: Das MediaTrike aus dem Projekthaus Potsdam
Beispiel 3: Die Entwicklung eines Lern-Spiels / Edu-Games zum Thema Kolonialismus

Integrative Medienprojektarbeit mit einer "Willkommensklasse" bei WeTV

Link zum Projekt: www.wetv.info/wetv-fm-net-2014-15

Im Jahr 2015 kamen über eine Million Flüchtlinge, darunter rund 250.000 Kinder und Jugendliche allein oder begleitet zu Fuß auf der Flucht bis nach Deutschland. Allerorten werden besondere Willkommensklassen mit besonders engagierten und qualifizierten Lehrern und Helfern integrativ eingerichtet, mit dem inhärenten Vorteil flexibler Curricula, weil noch nicht zuviel reguliert werden konnte und einem Schwerpunkt auf Deutsch als Fremdsprache. Dabei eröffnen sich Chancen für reguläre Medienprojektarbeit anders als im sonst fixierten Schulablauf, wo Medienarbeit in das nachmittägliche Ganztagsangebot abwandert mit allzu freiwilliger Teilnahme. Eine Willkommenssendung im Schulradio wurde so zum gezielten Training für gutes Deutsch und Präsentation, beispielsweise setzten schon im Frühjahr 2015 die "Willis" der ersten Willkommensklasse in Potsdam West mit einer journalistischen Jugendsendung im Offenen Kanal und Freien Radio zur Situation der Willkommenskultur im Kiez die theoretischen Vorgaben aus dem Brandenburger Medienbasiscurriculums um, bevor das MBJS es überhaupt so für sie veröffentlicht hatte. Dabei übererfüllten sie noch die des Rahmenplans zur interkulturellen Bildung und machten deutsche Mitschüler neidisch auf ihre Medienprojektarbeit im Unterricht.

Didaktische Erneuerung entsteht als Impuls akuter Krisenbewältigung als Antwort aus der Grundlegungsarbeit solcher Integrationsklassen für den normalen Unterricht. Sie verhilft über die Fachdiskussionen im Kollegium zu Lehr-Ideen, die wiederum beim aktuellen Neubau von Schulen mitsamt innerem Ausbau pragmatisch weiter helfen. Eine Nebenerkenntnis ist, wie wenig Medientechnik in der Schule für Medienkompetenz benötigt wird, dafür beflügeln ausserschulische Lernorte/-studios. Es gilt den Kopf raus zu strecken aus Platos Höhle. Und sich didaktisch zu fragen was vom Gewohnten überhaupt benötigt wird um Verstehen herzustellen. Medien wirken erst positiv, wenn sie einem höheren Zweck dienen, z.B. Deutsch zu fördern, um damit hierzulande die Situation der Kinder- und Menschenrechte öffentlich verständlich zu hinterfragen.

Das MediaTrike aus dem Projekthaus Potsdam

Link zum Projekt: www.projekthaus-potsdam.de/werkhaus/mediatrike/

Hier gab es in einer Schule im Ausbau verschiedene Bedürfnisse auf die ein flexibles Medienprojekt Antworten finden sollte. Es ging darum praktische Medienarbeit als Einsteiger Workshop für die Mittelstufe im offenen Ganztagsangebot am Nachmittag einzurichten. Erwünscht war als Ausgleich zur Kopfarbeit im Hauptunterricht vormittags eine kreative handwerkliche Komponente, gern auch an einem ausserschulischen Lernort. Und es gab als zusätzlichen Querbezug ein Afrika-Projekt für den gesamten 7. Jahrgang in dem curricular bewusst längerfristige Themenarbeit mit Präsentation am Schuljahresende steht, Jahr für Jahr, und Junglehrer sich einarbeiten konnten. Ausserdem war die Schulleitung bereit bei der Projektmittelbeschaffung mitzuwirken in einem lokalen Bündnis, und stellte einen erfahrenen Kollegen zum Projekt als festen Begleiter mit hinzu und einen Raum. Das MediaTrike wurde zur Antwort auf diese komplexe Anforderungssituation. Es handelt sich um einen Ansatz mit Open Source und OER , in dem ein XYZ Lastenrad als Open Hardware Modell einer Kopenhagener Künstlergruppe n55 und vom Ingenieur Till Wolfer zum Download aus dem Internet genutzt wird. Es ist eine Schraubkonstruktion mit Alurohren aus dem Baumarkt. Dieses wurde mit handwerklicher Sorgfalt, Bohrmaschinen, Sägen und Schraubendrehern im Klassenraum gemeinsam gebaut (statt mit gefährlicher Schweisstechnik). Und weiter entwickelt, indem es mit Audio-Box und Medientechnik weiter ausgestattet werden konnte, z.B. als Musik-Mobil für ein Schulfest oder Schulradio Arbeit. Darüber wurde dann in regelmässigen Jugend-Sendungen im lokalen Freien Radio berichtet oder über die Teilnahme bei Kunst-Aktionen und anderen. Das Bürger-Radio befindet sich im Jugendkulturzentrum Freiland, wodurch die Jugendlichen ihren Radius in der Stadt per Rad erheblich erweiterten, und sich ausserhalb der Schulzeiten engagierten. Im Team vom Projekthaus Potsdam waren neben Medienpädagogen und Fahrradtechnikern auch Flüchtlinge aus Afrika als Team-Teacher , die wiederum das interkulturelle Lernprojekt mit Video Kamera, Beamer und Filmen aus Afrika voran trieben. Präsentiert wurden alle Ergebnisse mit dem MediaTrike auf dem Schulfest. Finanziert wurde diese Projektarbeit mit „Kultur-macht-stark“ Bundesmitteln. Das Lastenrad ist mit sozialer Auflage gemäss OER und Creative Commons weiter im Einsatz an der Schule. Weitere Modelle wurden gebaut für und an anderen Lern-Orten in der Stadt, zum Einsatz im Bürgerzentrum oder im Flüchtlingsheim. Die Bürgermedienarbeit wurde ausgebaut, wie auch die interkulturelle Arbeit im Kiez rund um die Schule, bei der Integration von Flüchtlingen. Damit trat man als es nötig wurde für Menschenrechte ein, und das MediaTrike wurde zum Demo-Mobil. Mittlerweile läuft es auch in einem nichtkommerziellen Carsharing Verein für nachhaltige Mobilität. Oder hilft dem Freien Radio als üWagen mit ausgebauter Medien-Technik. Hier gilt der im Prinzip falsche Satz von Marshall MacLuhan: „the medium is the message“ ! Für die beteiligte Schule wurde es zu einem besonderen Erfahrungsmodell, auch mediendidaktisch. Sie wächst weiter und steht vor der Herausforderung auf einen neuen Campus in ein Neubau Viertel umzuziehen, denn die Stadt Potsdam wächst rasant. Als Medienkonzept wächst es sich weiter aus. Medien muss man selber machen und als Bürger in die Hand nehmen. Digital ist nur nützliche Nebensache, und hilft die demokratische Botschaft günstiger rüber zu bringen. Medien dienen und sie verbinden gerade auch die Schule und den Lernprozess handwerklich mit der Gesellschaft.

Die Entwicklung eines Lern-Spiels / Edu-Games zum Thema Kolonialismus

Im September 2015 organisierte das Ministerium für Justiz, Europa und Verbraucherschutz in Brandenburg auf der sog. BMZ "Zukunftstour" in Potsdam seine glokale Leistungsschau der interkulturellen und humanitären Arbeit von NichtRegierungsOrganisationen im Land. Bei dieser Messe wurde mit der Initiative "Bildung-für-Balanka" e.V. von Koko Affo Tenin ein Lernspiel von Ahmed Berkane vorgestellt, als "work-in-progress" zum deutschen Kolonialismus in Togo. Davon liegt mittlerweile eine klassische Fassung vor als Memo-Spiel mit Karten. Dieses wird nun didaktisch ausgetestet, und verbessert, um im nächsten Schritt zum interkulturellen EduGame online weiter entwickelt zu werden. Dabei kommt es zu einem inhaltlichen Austausch mit Togo, denn es soll auch von dort eine Variante entstehen, die perspektivisch ergänzt und den Austausch didaktisch in Schulen hier und dort voran treibt, mit Freiwilligen aus Deutschland und Togo.